Die Firma »Gehr. Perzina« von 1918 bis 1920)

Im Jahre 1871 wurde von den beiden sachsischen Briidern Julius und Albert Perzina der Grundstock fiir die spiiter weltbekannte Firma »Gebr. Perzina« gelegt. Bereits bis zum Jahre 1901 hatte dieser Betrieb geschafft als der groBte und leistungsfahigste Pianohersteller im gesamten Norddeutschen Raum klassifiziert zu werden. Im Jahre 1SS3 hatte sich die Firma soweit ettabliert, daB, die in Schwerin abgehaltene Mecklenburgische Landes-, Gewerbe – und Industrieausstellung dem Unternehmen erstaunliche Fortschritte bringen konnte. So konnte beispielsweise die Produktion gegentiber dem Vorjahr um bald 50% gesteigert werden. Die beiden Firmeninhaber erhielten sogar wahrend der laufenden Ausstellung durch den GroBherzog den Titel »Grofiherzoghch Mecklenburgischer Hof-Pianofa. bnh. anU verliehen. Bereits wenige Jahre spater mausert sich die »Gebr. Perzina« zum Flof-Pianofabrikant "Ihrer Majestat der Komgin der Niederlande", "Seiner Majestiit des Konigs von Ponugal", sowie "Seiner Hoheit des Herzogs von Anhalt".

Im Jahre 1888 begann die Firma auch mit der Ausfuhr ihrer Produkte in die La-Plate Staaten und nach Chile. Anfang der 90 Jahre erlebte die Firma eine innere Krise, die besonders auf das Fehlen einer kaufmannisch geschulten Fiihrungskraft zuriickzufuhren war. Zu dieser Zeit verzeichneten die Absatzzahlen einen leichten Riicklauf. Aus diesen Griinden entschloB sich auch der Mitinhaber Albert Perzina sich aus dem Geschaft zuriickzuziehen und iiberlieB die Firma ganz seinem Bruder Julius.

Nach der Verheiratung der altesten Tochter von Julius Perzina mit Daniel HuB, einem in den ersten und groBten Handelshausern in Hamburg ausgebildeten Kaufmann, bekam die »Gebr. Perzina« in ihm einen kaufmannischen Leiter, der in der Lage war die gesamte Krise zu iiberwinden.

In den folgenden Jahren erfuhr der Betrieb durch den Einsatz von Dampfmaschinen seine Umstellung von der vorwiegend handwerklichen Herstellung der Instrumente auf eine weitgehend Maschinelle.

Im Jahre 1897 verstirbt der Griinder der Firma, Julius Perzina, und von nun ab iibernimmt die Firmanleitung fiir die nachsten 20 Jahre sein Schwiegersohn Daniel HuB.

‘) Funk: Die Fliigel der Gebruder Perzina, in: Mecklenburg Magazm, Nr.7, S.8-9, 1994.

Wie in den meisten Betrieben, so wurde auch bei der »Gebr. Perzina« im Jahre 1914 nach Kriegsausbruch eine Abteilung fiir Heeresbedarf eingerichtet. Auf der Produktpalene fiir den Heeresbedarf standen unter anderem Stahlgranaten und Munitionskisten sowie Propeller und Tragfliigel. Seit 1915 werden bei der »Gebr. Perzina« also nun auch in geringem Mafie Tragflachen fiir Flugzeuge der benachbanen gebaut.

Am 5.Marz des Jahres 1917 wurde Daniel Hufi unter dem Verdacht der Bestechung, um an weitere Heeresauftrage zu gelangen, verhaftet worden. Aus erhaltenen Stellungnahmen der Belegschaft geht hervor, daft auf Grund von Daniel Hufi’ Verhaftung die Gefahr bestanden hatte, daft 500 Arbeiter ihre Stellungen verlieren wiirden. Zu einer Firmenschliefiung kam es jedoch nicht, da Fokker sich finanziell in die Firma »Gebr. Perzina« einbrachte. Ab diesem Zeitpunkt wurden bei dem Piano-Hersteller ausschliefilich Fliigel hergestell. Diesmal handelte es sich aber nicht um Musikinstrumente.

Ab dem Friihjahr 1918 hatte die Firma als Inhaber den Direktor A. PI. G. Fokker1). Dies blieb auch bis zum Jahre 1920 so. Die genaue Natur der Zusammenarbeit der beiden Firmen in den Jahren von 1914 bis 1917 verdient noch weiterer Forschungen, da hier noch keine befriedigenden Informationen vorliegen.

Die Firma »Gehr. Perzina« von 1918 bis 1920)

Emige gerichtliche Dokumeme, die im Zusammenhang mit der Pflegschaft Fokker nach dessen Abreise nach Holland srehen, und mit den Perzma-Werken zu tun haben tragen den Titel "Direktor A. H.G. Fokker z. Zt in Flolland".