Die »Motorenfabrik Oberursel A. G.« 1916 bis 1918

Im Jahre 1891 gelang dem 22 jahrigem Ingenieur Willy Seek in Oberursel bei Frankfurt am Main im Taunuskreis in der »Eisengieserei und Maschinenfabrik« seines Vaters die Konstruktion eines Petroleummotors, den der Erbauer mit dem Namen "GNOM" versah. Die Erfolge, die dieser Motor erzielte, ermoglichten bereits im Jahre 1892 eine Erweiterung des Betriebes und einer damit verbundenen Umbenennung der Firma in »Molorenfabrik W. Seck & Co.« Nur vier Jahre spater erfolgte die Griindung einer G. m.b. H. Im Jahre 1897 verlafit Wilhelm Seek die Firma, da er fiir seine weiteren Plane keine unterstiitzung durch die Gesellschafter erha. lt. Durch den gewaltigen Absatz der "GNOM"-Motoren wird eine weitere Vergrofierung der Firma Notwendig. Da fiir diese Enveiterung grofiere Kapitalmengen aufgebracht werden mufken, nahm eine Umwandlung der G. m.b. H. in eine Aktiengesellschaft vor. Unter dem Namen »Motorenfabnk Oberursel A. G.« bestand diese Firma bis zum Jahre 1930

Vor dem ersten Weltkrieg wurde iiber eine Lizenzvergabe fiir den Bau des "GNOM”-Motors durch die franzosische Firma der Gebriider Seguin in Lyon erfolgreich durchgefiihn. Im Jahre 1908 baute diese Firma dann einen leichten 7-Zylinder Umlaufmotor, der nach dem Funktionsprinzip des Oberurseler "GNOM" arbeitete2). In Anerkennung hieran benannten sie ihren Umlaufmotor "Gnome". Fiir den Bau dieses Motors wiederum erwarb die »Motorenfabnk Oberursel AG.« eine Nachbaulizenz und fertigte ab 1910 auch Umlaufmotoren.

Die Motoren der »Motorenfabnk Oberursel A. G.« wurden in besonderem Mafte von Fokker fiir den Einsatz in semen Eindeckern und spater auch fiir Doppel – und Dreidecker venvendet. Um einen grofteren EinfluB auf die Belieferung seiner Firma mit brauchbaren Flugmotoren zu erlangen, erwarb er zum Jahresende 1916 einen mafigebenden Teil der Aktien des Unternehmens ’A). Hiermit sicherte er sich eine Quelle fiir Flugmotoren fiir den reibungslosen Bau seiner Jagdflugzeuge.

Der Nachteil hieran war nur, daft sich zu diesem Zeitpunkt bereits herauskristallisierte, dais die Leistungsfahigkeit der neuesten Umlaufmotoren-Generation langst nicht den Stand der neuesten Entwicklungen von Standmotoren aufweisen konnte. Damn war Fokker nun wiederum etwas ins Hintertreffen geraten.

Petran: Miihlcn, Falrriken und Menschen am Urselbach, in: Ursella II, 1983.

H erm t ist das Prinzip des im Kolbenboden untergebrachten, durch den Unterdruck und die Fliehkraft gesteuerten, Einlafiventiles gemeint

Ochs Motoren und Luftfahrtentwicklung in Oberursel, in – Mitteilungen des Vereins fur Geschichte und Heimatkunde Oberursel e. V., Heft 23, S.-3, 1979 "…Der Flugzeugbersteller, Anthony Fokker, war so besorgt um ausreichendc Motorenlicferung, daft er 1917 die Aktienmehrheit der M t renfabrik Oberursel erwarb…" Vgl. hierzu auch nachste Anmerkung.

*) Petran: Miihlcn, Fabnken und Menschen am Urselbach, S. 114, 1983. "…so dafi 1898 eine Aktiengesellschaft gegrundet wird, deren Hauptaktionar bis 19’Odas Bankhaus Straufi & Co., Karlsruhe, ist…". Jungere Nachforschungen des Autors bestatigen dies und belegen, daft die oft gemachte Darstelung. er habe die gesamten \7erke erworben nicht zutnfft. Im ubrigen schneb er auf Seite 192 seiner Autobiografie: "…Daher erwarb ich eine massgebendc Beteiligung an den Oberurseler Motorenwerken…". Leider besitzt auch B. M.W.-Rolls Royce heute keine genauen Unter agen mehr daniber, wie die genaue Aktienlage verteilt war, aber Fokker diirfte kaum mehr als 40% der Aktien der Motorenwerke Oberursel A. G. besessen haben. Dieser maftgebende Anted ermoghchte lhm aber doch auf die weitere Entwicklung sowie auf die Lieferungen EinfluE auszuiiben.

Die »Motorenfabrik Oberursel A. G.« 1916 bis 1918