Auswirkungen des drohenden Rohstoffmangels auf die Fokker-Flugzeuge

Der, im Verlauf des Krieges und besonders im Jahre 1918 sich bemerkbar machende Rohstoffmangel, nahm auch seinen EinfluE auf die Flugzeugindustrie. Dies machte sich besonders bei den Betriebstoffen fur die Flugzeuge bemerkbar. Uber den Stand der Einfiihren an Benzin und Ol vor Ausbruch des Krieges gibt eine, auf derfolgenden Seite abgedruckte, Aufstellung des statistischen Reichsamtes aufschluE’1).

Em GroEteil der in dieser Aufstellung genannten Lieferanten viel durch den Ausbruch des Krieges natiirlich weg, da eine Lieferung ins Feindeslager auEer Frage stand. Zwar konnte Deutschland wahrend dieser Vorknegsjahre Reserven anhaufen, die eine gewisse Zeit ausreichen sollten, um damit die Kriegsmaschinerie zu versogen. Man war aber nicht auf eine derart lange Dauer des Konfliktes eingestellt, so daE eben diese Rohstoffe bis Kriegsende stark razioniert wurden und der GroEteil als minderewertigere Ersatz-Produkte geliefert werden muEte.

Besonders zu spiiren bekam dies natiirlich der Zweig der Flugzeughersteller zu spiiren, der seine Produkte in verstarktem MaEe mit Umlaufmotoren ausriiEtete, welche auf die Verwendung von Rizinusol angewiesen waren. Als Zulieferer dieses Betriebsmittels fielen nach Ausbruch des Krieges GroEbritanien und Italien ganz weg und so konnte vorwiegend nur auf die eigene Produktion und auf das zuriickgegriffen werden, was aus den besetzten Gebieten Belgiens gezogen werden konnte. Unter den Betroffenen stand hier an erster Stelle die Motorenfabrik Oberursel A. G., in Oberursel bei Frankfurt a. M. im Taunuskreis, und damit auch die Firma Fokker, die seit dem Ende des Jahres 1916 sehr eng mit der Motorenfabnk zusammenarbeitete. Das Problem der minderwertigen Ersatzstoffen bekamen auch die Fokker-Dreidecker wahrend der groEen Offensivschlachten zum Anfang 1918 zu spiiren, als ihre Leistungsfahigkeit weit unter die sank, die mit neuen Motoren und hervorragenden Schmier – und Treibstoffen erreicht werden konnten.

So wuchs die Uberlegenheit unserer Gegner wahrend des Krieges von Tag zu Tag. Nicht nur, daE standig neues Material aus den Staaten geliefert wurde, auch die Materialgiite, die unseren damaligen Feinden zur Verfiigung standen, besafi hervorragende Qualitat. Anders verhielt es sich in Deutschland. Auch ein Brief des preuEischen Generals und spiiteren Kriegsministers Adolf Wild von Hohenborn an seine Frau vom 5.Januar 1915 beschaftigt sich bereits mit diesem Problem. Er schneb:

"…Unsere icamende Stimme ist in Berlin bekannt. Es ist eine unendhch unchtige Frage; aber ich denke, wir kommen durch. Aus Nord/rankreich zieben tun viel. – An Rohstoffen sonstiger Art baben tun in Belgien und Nordfrankreich lanz enortne Mengen gefunden und fiibren dauemd ab. Kupfer und. Wolle sind bis 1916 (!) vorbanden. Ich bin da sehr hmterher…

1 Weyl: Fokker/The Creative Years, S.290, 1933.

") Militirgeschichtliches Forschungsamt: Die Militirluftfahrt his zum Bcginn des Wcltkrieges 1914, Anlage 72, Seite 321, techmscher Band,

1966.

^ Reichold: Adolf Wild von Hohenborn, Briefe und Tagebuchaufzeichnungen des preu&schen Generals als Kriegsmimster und Tnippenfuhrer im Ersten Weltkrieg, S – 50, 1986.

Benzin – und Oleinfuhr in Tonnen

Zusammenstellung des statistischen Reichsamtes

1911

1912

1913

Rohbenzin

Einfuhr aus:

USA.

733 824

738 743

418 159

Rumanien

368 605

552 458

501 601

Rufiland

224 175

429 976

428 956

Niederlandisch-Indien

370 153

151 085

167 960

Osterreich-Ungarn Mmeralische Schmierole

113 306

95 241

75 030

Einfuhr aus:

USA.

971 042

1 024 650

1 024 673

Rufiland

950 439

894 237

905 730

Osterreich-Ungarn

305 604

342 459

386 511

Rumanien

Schwerbenzin

15 067

120 571

133 792

Einfuhr aus:

Niederlandisch-Indien

309 501

302 114

Rumanien

175 186

174 840

Osterreich-Ungarn

Rizmusol

145 133

187 478

Einfuhr aus:

Grofibritamen

44 731

52 708

62 901

Belgien

23 746

27 041

25 630

Italien

3 612

2 765

4 134

Benzol

Osterreich-Ungarn

37 130

42 092

44 325

Grofibritanien

21 850

21 491

9 446

Belgien

10 112

3 746

8 867

Aber nicht nur Einfuhr-Schwierigkeiten von Betriebsstoffen und anderen Rohmaterialien fiihrten zur Rohstoffknappheit im Reich. Auch die unmittelbare Kriegsfiihrung selbst trug ihren Teil dazu bei.

Bei Beginn und zur Mitte des Jahres 1918 zeichnete sich ab, daft unsere heimischen Ressourcen nahezu erschopft waren. Die als volkerrechtswidrig’) anzusehende Blockade der Briten, die unseren U-Boot Krieg nach sich zog und in der Folge das Debakel um die Versenkung der "Lusitania" ausloste, weswegen der U-Boot Krieg auf Befehl des Kaisers wieder weitgehend eingestellt wurde, verhinderte Importe aus neutralen Landern nach Deutschland. Die Qualitat der produzierten Materialien wie Stoff, Stahl, Ol und Benzin liefi merklichnach und das Meiste war ohnehin schon nur noch als sogenanter "Ersatz" zu bekommen.

Auf Grund der Moglichkeit einer Stahlrohrknappheit in den folgenden Monaten, wurde auf Wunsch der Idflieg sowohl bei der Firma Albatros als auch bei Fokker damit begonnen, einen Fokker D. VII zu entwerfen, dessen Rumpf aus einer, mit Sperrholz beplankten, Holzkonstruktion zu bestehen hatte. Albatros baute einen solchen D. VII in Johannisthal, wahrend Fokker zwei Holzriimpfe in der Flugzeugwerft Travemiinde-Liibeck fertigen liell, die er im Spatjahr 1917 erwarb. Die Endmontage der beiden Fokker Flugzeuge wurde in Schwerin vorgenommen. Einer dieser beiden Holzrumpf-D. VII nahm gemeinsam mit dem von Albatros gebauten am zweiten Vergleichsfliegen im Mai-Juni 1918 in Adlerhof teil. Der zweite wurde von Schwerin aus nach Aspern verschickt, um don Versuche beim Osterreich-Ungarischen Fliegerarsenal zu durchlaufen. Am 15.Mai durchlief der Sperrholz D. VII in Adlershof die Reglements der Typenpriifung und wurde als Komponent ernes Kampfflugzeugs akzeptiert. Zu einer Serienproduktion kam es jedoch nicht, da Stahlrohr weiterhin lieferbar blieb.

Dereinzige Grund dafur, daft wir uns hier mit dieser Thematik auseinandersetzen liegt darin begriindet, daft dem Autor verschiedentlich der r^urf gemacht wurde er hatte propagandistische Unwahrheiten vertreten, deren Sinn es sei, unsere damaligen Gegner zu verleumden. Au hheute ist es offensichtlich mcht moglich die \ ahrheit zu sagen, ohne daft jemand eingeschnappt ist.

Das moderne Lexikon: Blockade: Unterbinden der Zufubrfur ein bestimmtes Gcbict durch Absperren seiner Hafen и. Кlisten durch Kriegsscbiffc; zuusig in: Kriege (Kriegsblockade, geregelt in den Seerechtsdeklarationen von Pans 1S56 und London 1909) sowie als Repressahc (Fr edensblockade). Die Kriegsblockade ist volkerrcchdich nur zuldssig, wenn sic formcll erkldrt, dem Blockierten, alien Neutralen und den im В ckadchercich erscheincnden Schiffen bekanntgegeben, gegeniiber Neutralen unpartensch gehandhabt, sowie durch cine ausreichendc Zahl von Schiffen Effcktivitdtsgrundsatz) durchgefiihn wird. Das cine solche Blockade brechende neutrale Schiff darf der Blockierende bcschlagnahmen. Nicht die dieser Punkte wurden von England beachtet. Unter anderem wurden auch deutschen Linienschiffen mit Zivilpersonen an Bord die Einfahrt in deutsche Hafen verwehrt. In Verbindung hiermit bedienten sich die Briten bereits im Jahre 1914 auch dem Einsatz von sogenannren ‘ U*Bootfallen". Diese Fallen bestanden aus zivilen Handelsschiffen, welche mit versteckten Bordkanonen ausgerustet waren und bei Annaherung von aufgetaucht fahrenden U*Booten lhre Tarnungen erst auf kurze Entfernung fallen lieften und die U-Boote unter Feuer nahmen. Diese Maftnahme zur Durchfuhrung der Blockade waren nicht durch das Volkerrecht gedeckt.

Gree – Die Versenkung der Lusitania, 1995.

Hevdecker; Der Grope Krieg 1914/18, S.330, 1988. "…In der Tat gab es fur den Hunger (in Deutschland) nur einen einzigen Grund: die britische Blockade Sie traf die Emahrungsgrundlage aller, ob Kampfer, Nichtkdmpfer, Frauen und Kinder. Amerika und andere Neutrale batten gegen diese Vcr clzung des Vdlkerrccbts in London protestiert – frcihch ohne Erfolg. Sollte nun Deutschland auf den uncingeschrdnkten U-Bootkrieg verzichten, nur um das Volkerrecht nicht zu verlctzen?

Kcin anderer als Churchill hat nach dem Krieg alle Empfindlichkeiten abgctan und mit Deutlichkeit erkldrt: »Die britische Blockade behandeltc Deutschland, als ware es cine bclagerte Festung gewesen, und versuchte eingestandenermaPen, die ganze Bcvolkerung, Manner, Frauen und Kinder, Alte und Junge, Krankc und Gcsundc, durch Hunger auf die Knie zu zwingen. Wer hatte je gezogert, Stddtc und Dorfer zu bcschiepen, nur well hiljlo<eund hamilose Nichtkdmpfer sich dort aufhieltenS«. "

Hohlfe d – DeutscheReichsgeschichte in Dokumenten, LJrkunden und Aktenstucken, Dokument Nr. 197, S.556-559, 1927.

Reichold Adolf Wild von Hohenbom, Briefe und Tagebuchaufzeichnungen des preuftischen Generals als Knegsmimster und Truppenfuhrer imersten Weltkrieg, Dokument Nr.86, S.150, 1986. "…Und diese Unglucksnote wird zur Folge haben, daPder U-Bootkneg ruht, bis Amerika England bestimmt hat, die Londoner Seerechtsdeklaration anzuerkennen, von da ab nur noch Fuhrung des U-Bootkriegcs als Kreuzerkrieg, d. h. gar nicht. Nachtrdglich hore ich, dap wir die Einschrdnkung des U-Bootkneges praenumerando bewilligt haben und dap nur vorausgesetzt wird, dap Amerika nun England die Leviten liePt!…"