ІП. Die Zeit ab dem Ende des Jahres 1916

1. Die Bedeutung von Herm Reinhold Platz fur die Firma Fokker

Der Name Reinhold Platz wurde auf diesen Seiten schon manches mal erwahnt und nach dem tragischen Tod von Martin Kreutzer im Jahr 1916, so wird haufig erzahlt, soil er es gewesen sein, der dessen Aufgabenfeld iibernahm. In der gesamten Geschichte der Firma Fokker ist er wohl der heute am heftigsten diskutierte Mitarbeiter Anthony Fokkers gewesen. Welchen Stellenrang hatte dieser Mann in den Fokker-Werken? Ihm wird unter anderem die Konstruktion der Jagdflugzeuge Dr. I, D. VI, D. VII und D. VIII zugesprochen. Wir wollen hier in kurzen Ziigen den Werdegang von Reinhold Platz aufzeigen, um einen gewissen Einblick in das Leben dieses Mannes zu gewahren:

Er wurde am 16.Januar 1886 in Cottbus geboren und besuchte von 1892 bis 1900 die Volksschulen von Cottbus und Berlin. Danach beschaftigte ihn die Sauerstoff-Fabrik Berlin als Flilfsarbeiter, wo er sich mit dem Schlosserhandwerk vertraut machte. Dort lernte er auch den franzosen Fouche kennen. Fouche war der Erfinder der AutogenschweiEung und er fiihrte Reinhold Platz im Jahre 1904 in diese Technik ein. Sein Aufgabengebiet innerhalb der Sauerstoff-Fabrik Berlin bestand in den Jahren von 1905 bis 1907 darin, die aus Frankreich importierten SchweiEbrenner und die in Deutschland gebauten Acethylenanlagen in Deutschland, RuEland und der Schweiz vorzufiihren. 1907 wurde er dann zum Militardienst einberufen, den er beim l. Garderegiment z. F. Potsdamm absolvierte. Seine Entlassung erfolgte 1909. Bis 1911 Beschaftigte er sich dann mit der Einrichtung von SchweiEereibetrieben. Ende 1911 trat er in die Dienste von Anthony Fokker. Er war dort als SchweiEer und Schlosser tatig. Eine seiner besonderen Leistungen in dieser Zeit, war das SchweiEen von Aluminiumblech, was ihm erstmals nach langen Versuchen gelang. Nachdem die Fokker Aeroplanbau G. m.b. H. von Johannisthal nach Schwerin-Gorries iibergesiedelt war, iibernahm er dort vorwiegend die Ausbildung von neuen SchweiEern und SchweiEerinnen. Nach dem Tode von Martin Kreuzer iibernahm er die neu eingerichtete Versuchsabteilung der Firma Fokker. Seine ersten Arbeiten als Leiter der Versuchsabteilung bestanden darin, einfache Versuche zur Festigkeit der zu verwendenden Bauteile in weitgehend experimenteller Art durchzufiihren. Bereits in der Jahreswende 1916-17 entstand die Fokker V. l, fiir die er die SchweiEungen vornahm. Bis 1919 war er an der Entwicklung der Fokker Jagdflugzeuge beteiligt. Nach der Flucht Anthony Fokkers nach Holland blieb er zunachst in der, in "Fokker-Werke", umbenannten Firma. 1921 folgte er Anthony Fokker nach Holland und arbeitete dort zunachst in den Fokker Fertigungsstatten in Veere. Ab 1924 wurde er von Herrn Fokker zum Fertigungsleiter der Schlosserei – und SchweiEereiabteilung der Fokker-Werke in Amsterdam gemacht und behielt don diesen Posten bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1931 inne. In dieser Zeit arbeitete er mit an der Entwicklung einiger bedeutender Transport – und Passagierflugzeuge und konnte so den weltweiten Ruf der Firma Fokker durch seine hervorragenden Kenntnisse der AutogenschweiEung und der Grundkonzeption von Stahlrohrriimpfen mit begriinden. Ab 1934 folgte er einem Angebot fiir das Reichs – Luftfahrt-Ministerium zu arbeiten. Im Rahmen dieser Tatigkeit arbeitete er bis 1945 bei zahlreichen bedeutenden Firmen der deutschen Luftriistung, wie zum Beispiel Arado, Dornier, Flettner, Heinkel, Henschel und auch Volkswagen. Zuletzt half er bei der Leitung und Neuorgamsation der Lehrenpriifstelle der Luftwaffe in Adlershof!).

Reinhold Platz hatte die Moglichkeit gehabt, als die rechte Hand Martin Kreuzers, bei der Entwicklung der friiheren Typen zahlreiche Erfahrungen zu sammeln, die ihm jetzt zugute kamen. Er zeichnete sich auch durch auEerst geschicktes und zuverlassiges Arbeiten aus. Schritt fiir Schritt entwickelte er sich zu einem mnovativen SchweiEer, dem kein Problem zu groE war, um es zu losen[20] [21]).

Nach Kreutzers Tod trar an dessen Stelle als Chefkonstrukteur der Fokker Flugzeugwerke G. m.b. H. ein Mann namens Moser, das dem so war bestatigt eine Postkarte aus jenen Tagen, die Moser mit Chefkonstrukteur der Fokker-Werke unterschrieb. Unter ihm entstand bei Fokker zum ersten Mai ein Entwicklungsbiiro das konsequente Forschungen und Festigkeitsuntersuchungen betrieb. Um die Untersuchungen durchzufiihren lieft man einen 3 m langen Stahltrager an einer Hallensaule durch ein Gelenk befestigen. Mit dieser relativ primitiven Vorrichtung konnte man Belastungen bis zu mehreren Tonnen erzeugen und Bauteile damit auf Zug, Druck und Scheerbeanspruchungen untersuchen. Die Abteilung des Entwicklungsbiiros bei Fokker fur Schweifikonstruktionen unter Reinhold Platz bestand aus etwa 13 der besten Arbeiter des gesamten Entwicklungsburos sowie einem Zeichner. Als Ausstattung erhielt die Versuchsabteilung, die im iibrigen aus iiber 50 Mann bestand alle notigen Werkzeuge, eine gewisse Menge an Schweiftgeraten sowie zwei Zeichenbretter fiir die Entwiirfe. Innerhalb kiirzester Zeit entstanden zahlreiche Prototypen von denen einige sogar Weltruhm erlangten. Unter Ihnen auch die Kampfflugzeugreihe Dr. I, D. VI, D. VII, E. V bzw. D. Vni. Zwar wird oft erzahlt, daft Reinhold Platz der Konstrukteur dieser Maschinen gewesen sein soil, aber das kann wohl ausgeschlossen werden. Es existiert kein Hinweis, der belegen konnte daft Platz tatsachhch Chefkonstrukteur war, oder iiberhaupt konstruiert hat. Er hatte hierzu auch iiberhaupt nicht die Vorbildung. Fest steht aber, daft er ein Genie war, was geschweiftte Stahlrohrkonstruktionen und sonstige Bauteile mit geschweifiten Verbindungen anbelangte. Derartige Dinge zu entwerfen lag in seinen Handen1,2).

Aber zuriick zum eigentlichen Text. Reinhold Platz war kein studierter Mann und sein Wissen iiber Flugzeugkonstruktionen beschrankte sich auf das damalige Grundwissen. Aber durch seine andauernden Versuche, die Festigkeit und Stabilitat der Detailkonstruktionen zu verbessern, gelang es ihm Stuck fiir Stuck sein Wissen zu vergroftern und so zum Entwurf neuer Typen, die stellenweise ihrer Zeit weit voraus waren, stark beizutragen.

Auch nach eingehender Studie des gesamten Quellenmaterials zu dem Thema der freitragenden, sperrholzbeplankten Tragfliigel (siehe 3.) kann ziemlich sicher behauptet werden, daft der einzige Grund fiir die Tatsache daft der Name Rheinhold Platz an der Entwicklung dieser Fliigel beteiligt war, der ist, daft es in seiner Verantwortung lag die Tragfliigelbeschlage auszuarbeiten. Dariiberhinaus war er in der Versuchsabteilung der Fokker-Werke daran beteiligt die ersten experimentellen Fliigel dieser Bauart herzustellen. Ob iiberhaupt^ und in wieweit er mit den folgenden statischen Belastungsversuchen zu tun hatte bleibt bislang vollig ungeklarr.