Gedankenzum Ur sprung der Idee der Stangensteuerung

Es wird wohl kaum noch moglich sein, genau nachzuvollziehen, wer nun tatsachlich die Stangensteuerung "erfand". Beteiligt an der Entwicklung waren jedenfalls einige Leute. F. W. Seekatz, langjahriger Mitarbeiter und kaufmannischer Leiter der Fokker-Flugzeugwerke G. m.b. H. fiir liber 25 Jahre, hielt auch bis weit nach dem Il. Weltkrieg an der Darstellung, Fokker selbst habe sie konstruiert, fest. Auch Herr Platz konnte hierzu nichts schliissiges beitragen. In dem bereits mehrmals zitierten Brief von Reinhold Platz, vom 3.7.1957, kann man folgendes lesen:

"Eine Geschossablenkungsvomchtung von Garros war in Schwerin. Es wurden auch Versuche am Stand damit gemacht. Wie es weiter zur Fokker-M. G.-Steuerung kam, weifl ich nicht. Die M. G. Abtedung war vom Zellenbau getrennt. Liibbe leitete sie. Spatere gute Konstrukteure waren Leimberger (Motorgewehr) und Wittig. Monteur Heber. Ob und inwieweit die Schneider-Erfindung verwertet wurde, weifi ich nicht."

In einem spateren Brief, datiert auf den 3.9.57, schrieb er:

"Die Stangensteuerung: Liibbe war wohl schon 1914/15 bei Fokker. Seekatz wird sicherdiese Steuerung, vie iiberhaupt alle Konstrukteursarbeiten Fokker allein zuschreiben. Ich bat Seekatz mal um Bestdtigung meiner Tdtigkeit bei Fokker. Trotzdem er sie genau kannte, lehnte er ab. "

Kontroversen liber Kontroversen! Dennoch bleibt die Loyalitat, die Seekatz gegeniiber seinem friiheren Arbeitgeber selbst nach dessen Tot noch bewahrte, absolut beachtenswert. Als der Historiker Alfred Richard Weyl Herrn Seekatz beziiglich der Entwicklung der Stangensteuerung fragte, bekam er zur Antwort, daE es sich hierbei um eine delikate Angelegenheit handele, die mit auEerster Diskretion zu behandeln sei, da er sonst dagegen vorgehen miisse ’). Kontroversen liber Kontroversen!

Ganz gleich, wem man die Entwicklung der Stangensteuerung zurechnen mochte. Trotz allem Hin und Her steht fest, dafi sie in den Fokker-Werken gemacht wurde, und das Anthony Herman Gerard Fokker derjenige war, der diese Werke aufgebaut hat. Seiner Energie war es zu verdanken, daE Liibbe, Leimberger, Platz, Wittig und wie sie alle heiEen mogen, ihre taglichen Brotchen bei ihm verdienen konnten. Wieviele bedeutende Erfindungen von groEen Firmen wurden gemacht, ohne dafi der kleine Erfinder je irgendwo Erwahnung gefunden hat? Wieviele Feldherren wurden mit Orden dekoriert, ohne selbst auf dem Schlachtfeld ihr Blut vergossen zu haben? Aber das alles ist in Ordnung, da es die Fiihrung ist, welche durch ihre Erfahrung und ihr Konnen die Richtung angibt die eingeschlagen wird. Auch Henry Ford sagte sinngemaE: "Ich brauche nicht zu wissen wie es geht, ich weiE wo es steht und wen ich fragen mufi. Ich brauche es nicht zu konnen, ich habe meine Ingenieure die es machen." Nicht Fokkers Ingenieure und Konstrukteure haben die Fokker-Werke aufgebaut, sondern er selbst. Das sollte bei allem Wohlwollen und den Streitereien iiber die Entwicklung der Stangensteuerung, die speziell in letzter Zeit immer ofter in Publikationen aufkommen, nicht vergessen werden.

Abgesehen von alledem gab es bereits vor diesen Geschehnissen in Schwerin mehrere Patente der verschiedensten Firmen und Personen, die ein Feuern durch den Propellerkreis ermoglichten). [12] 2