"Der Hohenrekord fiir Damen geschlagen

Подпись: Und Anthony Fokker nutzte diese Gelegenheit, um in der D.L.Z. erne Werbeanzeige mit diesem Inhalt zu veroffentlichen. Zu Beginn des Jahres 1913 hatte die Fokker Aeroplanbau G.m.b.FF soweit expandiert, daft Fokker 25 Arbeiter eingestellt hatte. Auch seine Flugschule lief dermafien gut, dah er sich einen weiteren Partner suchen mufke. Bernhard de Waal, der ebenfalls bei Goedecker das Fliegen lernte, und als Nachfolger von Fokker in Goedeckers Flugschule arbeitete, war der ideale Mann. Fokker warb lhn von Goedecker ab. De Waal entpuppte sich als hen’orragender Fluglehrer. Auch genoft er ein sehr hohes Ansehen bei den Schfilern der Flugschule.

Am 22. November untemahm die russische Fliegerin Frl. G a l a n t s c h i k off auf dem Flugplatz Johanmsthal einen Angriff auf den Hohenweltrekord fur Damen, der bisher mit 820 m von Frl. Melli Beese gehalten wurde. Sie startete 3,37, auf ihrem Fokker-Eindecker mit 100PS Argus-Motor und Garuda-Propeller um sich elegant und stetig zu immer grofierer Hohe emporzuschrauben. Nach 30 Minuten konnte man durch das Glas sehen, daft sie den Abstieg begann, und nach weiteren 6 Minuten landete sie nach einem glanzenden Spiralgleitflug, von Handeklatschen und Hochrufen der zahlreichen Menge lebhaft begriift. Die Sportzeugen Rosenstein und Gorrissen konstatierten am versiegelten Barographen erne Hohe von 2200 m. Es diirfte wohl selten vorkommen, daft ein Weltrekord beinahe um das Dreifache der bisherigen Leistung gedriickt wird. Die Leistung der jungen Fliegerin ist also in jeder Weise anerkennenswert.")

Es Existien heute noch eine Fotografie, die den lockeren Charakter von Bernard de Waal gut dokumentiert, und auf dem Flugfeld von Schwerm-Gorries vor der groften Halle aufgenommen wurde. Sie zeigt ihn auf der Rumpfoberseite hinter dem Cockpit einer M.8 in ungewohnlicher Pose. Die Beine hat er links und rechts fiber den Rumpf hinausgestreckt, ein nettes Lacheln im Gesicht, und den rechten Zeigefinger in die Hohe gestreckt. Auf den Bespannstoff der Rumpfoberseite steht folgender Spruch geschrieben: ‘) Deutsche Luftfahrer-Zeitschnft Nr.25: S.616, vom ll. Dezember 1912.

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"Und nun erfiille deinen Zweck, sei stets intakt, sitz nie im Dreck.

Dein Fahrgestell sei immer ganz, und nie verbogen sei dein Schwanz.

Dich meistert einer der es kann,

Bedenke: ein neutraler Mann.

Ein Mann aus Risen und nicht aus Lehm, Bernard de Waal = sebr angenehm."

 

Dieser Spruch gait als Ermahnung an das Flugzeug selbst, in welchem er seine Schiiler zu unterrichten pflegte. Er erlangte ein derart groFes Vertrauensverhaltnis zu Fokker, daft er es bis zum Chefeinflieger nach Fokker selbst brachte. Auch er war Hollander.

Anthonys friiherer Schulfreund Fritz Cremer gehorte bereits zu diesem Zeitpunkt bereits zur friihen Besetzung der Firma Fokker.

Fokker hatte mehrmals versucht dem preuFischen Heer seme Flugzeuge anzubieten. Der Stand der techmschen Entwicklung der Luftfahrt war wohl noch zu gering, als daft die Militars eine wirkliche Kriegsverwendbarkeit in Flugzeugen erkennen konnten, jedenfalls war das preuFische Heer bis dahin nicht am Erwerb groFerer Stiickzahlen von Fokker interessiert. Aus diesem Grund wandte sich Fokker an die Marine. Der Deutsche Fliegerbund veranstaltete mit tatkraftiger Unterstiitzung durch das Reichs-Marine-Amt im Jahr 1912 einen Wasserflugwettbewerb in Heiligendamm, der am 15.Juni begann. Ziel dieses Wettbewerbes war es, aus mehreren Flugzeugtypen den geeignetsten Bewerber fur einen Vertrag mit der Marine herauszufiltern. Eim^e Hersteller bekamen sogar teilweise die Mittel zur Entwicklung von Prototypen zur Verfiigung gestellt ). Fokker entschied sich dazu, an diesem Wettbewerb mit einem eigenen Wasserflugzeug teilzunehmen. Das Ergebnis war die Fokker W. l. Das Flugzeug konnte nicht rechtzeitig fur den angesetzten Termin in Heiligendamm fertiggestellt werden, und so meldete Anthony die Maschine noch vor Beendigung der Arbeiten und der Probefliige fur den im April 1913 in Monaco geplanten internauonalen Wasserflugzeugwettbewerb an. Allerdings konnte sie auch hieran nicht teilnehmen,

 

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]) Militargeschichtliches Forschungsamt: Die Militarluftfabrt bis zum Beginn des Weltkrieges 1914, technischer Band, S.123, 1966.

“) Fokker: Der jhegende Hollander, 1933.

*) Militargeschichtliches Forschungsamt: Die Militarluftfabrt bis zum Beginn des Weltkrieges 1914, technischer Band, S.283, 1966. Gemeldet waren zu diesem Wettbewerb insgesamt 26 Flugzeuge. Diese waren: 2 Maurice Farman, zwei Henry Farman, zwei Nieuport, zwei D’Artois, drei Borel, ein Blenot, ein Morane-Saulmer, drei Bossi, em De Marcay, funf Depperdussm, zwei Astra, ein Fokker.

 

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Moglicherweise liegt der Grund hierfiir darin, daft das preuftische Heer zu just dieser Zeit den ersten Auftrag fiir zwei weitere Spinnen an Fokker erteilte. Eines dieser Flugzeuge sollte mit dem neuen 95 PS Mercedes 6- Zylinder Triebwerk ausgestattet werden. Beide Flugzeuge bekamen die Bezeichnung Fokker M. l. Vollstandig ausgeschrieben wiirde dies heiften: Fokker Militartyp Nr. l. Dies war eine Fokker-interne Bezeichnung. In offiziellen Dokumenten wurden die Flugzeuge mit "Fok A. vy/xx" (A = Flugzeuggattung, yy = Werknummer, xx = Baujahr) bezeichnet. Dieser Umstand fiihrt zu Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Flugzeugen anhand offizieller Dokumente. Geregelte Bezeichnungen wurden erst bei Ausbruch des Krieges eingefuhrt.

 

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Die Fokker Flugschule erhielt weiterhin Militar-Offiziere zur Ausbildung und arbeitete weitaus effektiver als manch andere Ausbildungsstatte. Sie brachte in kiirzester Zeit hervorragend ausgebildete Piloten hervor. Im Marz 1913 iibernahm Bernhard de Waal ihre Leitung und die Aufgaben des Fluglehrers fiihrte Fritz Cremer durch.

 

J) Siehe Anmerkung Nr.2 auf Seite 6!

") Briefwechsel zwischen Reinbold Platz und Alfred R. Weyl aus den Jahren 1950-60, lnv. Nr.36, Akte Fok. allg. l.

 

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