Die Patentierung der erfolgrelchen Spinne

Kurze Zeit nach diesem Ereignis wurde bei Goedecker in Nieder-Walluf dann ein dritter Тур entworfen2). Als Antrieb kam bei diesem Flugzeug der 50 PS Argus Reihenmotor der "Spinne 2" zum Einsatz. Fokker fiihrte dieses Flugzeug anlafilich des Geburtstags der hollandischen Konigin Wilbelmina in seiner Heimatstadt Haarlem vor. Dort erhielt es wegen seiner Unmenge an Spanndrahten erstmals den Beinamen "Haarlem- Spinne" }) und war somit auch das erste Exemplar aus der Sene der beriihmt gewordenen Fokker-"Spinne". Seine ersten beiden Flugzeuge wurden erst in unserer Zeit, also im Nachhinein, von den Historikern als "Spinne 1" und "Spinne 2" bezeichnet. Anlafilich des Geburtstags Ihrer Majestat machte Fokker einen Flug von 7 miniitiger Dauer. Nach diesem Flug war die Menge so begeistert, dafi sie noch einen weiteren sehen wollte.

*) Hegener: FOKKER / The nun and the aircraft, S. 16, 1961.

!) Mainzer Anzeiger vom 12.Juni 1912: "Vom Flugplatz »Grofler Sand*. Die kiirzlich infolge Ahsturzcs beschadigte Flugmaschine des Obcrleutnants von Daum ist nunmehr winder hergcstellt und (es) werden sen gestem auf dem Sande Aufstiege mit derselben unlemommen….Dcr holldndische Pilot Focker (Fokker) wird die Maschine des Obcrleutnants von Daum nicht mehr benutzen, er lafit in der Hauptwcrkstdtte Goedecker mbhcder-VZalluf einen neuen Apparat anfertigen, mit dem er Fliigc auszufuhren gedenkt". Das Interessante hierbei ist, dafi der Mainzer Anzeiger im ersten Teil des Berichtes von der Flugmaschine des Oberleutnants von Daum spricht und nicht von erner Partnerschaft zwischen Fokker und von Daum. Gletches gilt fur den zweiten Teil, in dem es heifit Fokker wurde nun nicht mehr Daums Maschine benutzen sondern vielmehreine neue bauen lassen. Ob es sich hierbei urn Tatsachen handelt oder ob es eine Fehlinformatton seitens des Artikelschreibers war lasst sich kaum nachvollziehen. Was aber die Formulierung betrifft, dafi Fokker einen neuen Apparat in Goedeckers Werkstatten bauen laflt, kann auf Fokkers untergeordnete Stellung hindeuten, in welcher der Firmenleiter Goedecker dem jungen Fokker den Bau des Flugzeugs erlaubt, er selbst aber aus Werbegriinden vor der Presse anders darstellt. Zweifelsohne wurde bei Interviews eher mit dem bekaimten Goedecker und seinen Vertrauten gesprochen als mit einem Neuling wie Fokker es war.

) Weyl: FOKKER /The Creative Years, S. 19, 1965.

Fokker gab nach und flog noch einmal. Diesmal nur vier Minuten. Nach der Landung wurde er von begeisterten Pfadfindern auf die Schultern gehoben und wie ein Held gefeiert. Tags drauf unternahm er einen Flug direkt iiber die Stadt seiner Vater, Haarlem. Am Boden bejubelten ihn die Einwohner. Als Hohepunkt umkreiste er die Kirche der Stadt einige Male.

Nach dem Erfolg in Haarlem kehrte Fokker wieder zu Goedecker zuriick und arbeitete bei ihm als Fluglehrer. Bereits nach kurzer Zeit konnte Fokker sich einen Namen schaffen und war in der Flugschule tatig, bis er im Dezember 1911 gemeinsam mit seinem freund Fritz Cremer beschlofi, nach Johannisthal zu gehen, um don selbst eine Flugschule zu eroffnen. Er rechnete auch fest damit, einige der don ausgeschriebenen Flugpreise zu gewinnen und noch einige Interessenten fiir seine Spinnen zu finden.

Nach kurzer Zeit erwarb er sich don das Ansehen der Flieger von Johannisthal. Er bestach durch aufierordentlichen Schneid und ausgezeichnete Fahigkeiten als Flugzeugfiihrer. Es dauene nicht lang, und der Name Fokker war in der Szene bekannt geworden.

Um die Flugschule eroffnen zu konnen, benotigte Fokker Geld und einen Panner, der in der Lage war, die kaufmannische Seite einer solchen Unternehmung zu iibernehmen. Das Geld bekam er von der Familie und bekannten aus Holland zur Verfiigung gestellt, die damit auf seine briefliche Bitte um Unterstiitzung reagierte. Hans Haller iibernahm den Posten des kaufmannischen Leiters. Nach der Regelung der Pannerschaft zwischen den beiden liefl Fokker durch Goedecker zwei weitere Spinnen bauen. Unmittelbar nach deren Fenigstellung nahm die Fokker Flugschule lhren Betrieb auf.

In den Jahren von 1911 bis 1913 wurden insgesamt 25 Spinnen hergestellt, 18 hiervon durch Goedecker. Eines dieser Flugzeuge iiberliefi Fokker dem Amsterdamer Museum. Im Jahre 1941 wurde dieses nach Deutschland geschafft, wo es dann schliefllich durch den alliierten Bomben-Terror auf die Reichshauptstadt Berlin in den letzten Kriegsjahren zerstort wurde.

Am 25.Januar 1912 reichte Fokker die Konstruktionsmerkmale seines automatisch stabilen Eindeckers, der Spinne, zum Patent ein und erhielt es im Januar 1913 unter der Nummer D. R.P. 265.515. Im Nachstehenden stellen wir die gesamte Patentschrift dar.

Die Patentierung der erfolgrelchen SpinneПодпись: ANTHONY HERMAN GERARD FOKKER IK JOHANNISTHAL в BERLIN- Подпись:Подпись:Подпись:

tiefbefendem Scbwrrponkt V-Stellong der Trag – ftkehen each obeo so kAonte diese bdehstem insowest gflnstag auf die Stabilitlt des Dog – tenges onwTrken. als dieses sich senkrrcht abwtrts bewrgt oder siskt. ее

Die V-SleUnng der Tragfllchen nach bin tee аПео bei tiefliegendern Schwrrpaokt soOte einen bobes Grad von Stabfijtli erwartrn laasen. da bei einer BA die getrofleoe Trag – fllcba etna В muting rrflhrt nod da durch «1 das Flngxrog dla rurn Ausgletch der BA er – forderhche К nrve von selbst onschllgt. Da­mit indessen der Apparat a os dieser Когте wieder too selbst in Gleichgewicht und Rlcb – tnng коште Sind die beiden we term, oben И angegebenen Koostrokbonen erforderiich.

Der hochliegende Schwerpnnkt lftr sich allem wtirde die Stabilitlt nur stAeen. well er besonders in К аггел ond im Gleitflnge be – stlndig an IGppmewnent hervorbrtehte. SI

Bei emem Flugieug. welches bei tiefltegerv – dem Schwerpnnkt V-Stelhing der Tragfllchen nach ©ben ond hintoi besitit. wird in der Kurve durch die Zentnfogalwirkung de» mehr oder minder befliegenden Scbwerponktes die •• Stabilitlt remicbtel oder stark herabgesetsi Bern Geradcansfliegen kAnnte rin derartiges Flugieug immerhin einige Stabilitlt ieigen So­well es nlmlKh aos der einer BA entgegen wirkenden Когте trot* des tiefliegenden *1 Schwerpunktes wieder in Gleichgewicht nod Richtung so komroen vermag

Ein Flogtrog. welches die V-Stcllnng der Tragfllchen nach oben and hochliegeoden Schwerpnnkt aulweist. dem aber die V – Stei – T*

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lung nach nkkwlrts fehlt. wdrde лкМ von selbst aus der von einer BA verorsachlen SchrtgiieHung to die normale Lagt rurOcfc – Vehren. well es sich nicht im WimlstoOe 5 drehen und ilsdnrch d»e gesenkte Tragfllche aufncbten kAnnte.

Gibt man endlich anem Flugieug die V-Stel – lung der Tragfllchen nach hinten und den hochliecenden Schwerpunkt. aber mchl auch i# V-SteKung der Tragfllchen nach oben. so ist em seitlicbes Abrutschen und ein Du-cbdrehen des Flugteuges m der Kurve und rmthin auch ba einer BA unvermeidlich

Dagegen habea Versoche einwandfret er – i] geben. d»0 bei gleachieibger Anwendong der genannten drel Merkmale eine vollkommene Stabilitlt .If» Fhrgienges sowohl m der Kurve w»e BAen gegenober erxielt wird Gertt ein gem 1C der Erflndung gebauie* Flogreng durch m евен WindstoO in eine Schrtglage. so erflhrt die getroflene gehobene Tragfllche eine Brem – song; daderch kornrnt das Flugieug ins seit – bche Schieben ond richtet «eh mfolge der V-Stellong der Tragfllchen nach h nten wm – •S der anf. Die V Si eilnng der Tragfllchen nach oben und der bochbegende Schwerpnnkt spie – loi hier dieseibe Rolle wie bd einer Kurve. insofern auch bier em seitllches Abrotachen verhOtet wird. nod die Zen Info gal beschlruni – I» gong erst nach VoDeodnng der Kurve wmder one rich tend* К raft ansflbt

Die Zeichmmg xergt den Gegenstand der Erfmdnog in schema! tscher Wetse an enem

AullCihrungsbeisfafi. ond iwar in Fig I von i-orn und in Fig * von oben Aus der Fig i JS ergibt wch die V-Srellung der Tragfllchen » and і nach oben. De aus dieser Figur er – sichiliche Venire bung ond Verstetlung des Gesielles b. ldet kemen Ted der Erhndung Das Metkmal der V-SteBung der Tragfllchen •• nach hinten seigl Fig. * De auftrnbenden Krtlte greilen mit ihrer Resultieretsden in der V – lAemig gebeochenen Lime t-4 an Denkt man s*ch die angrelendeo Krtlte Wr jede Tragfllche in emem Punkt vereimgt. so er – «5 geben sich die Aulfnebsdruckmilteipnnkte F uod T’ deren VerbmdoogsJmie in Fig. t dn- getrsgen trt. Wie aus dieser Figur eruebt »ch. liegt der Schwerpunkt (der Motor #) dem oben unter j genannten Merkmale eutspreebend j* oberhalb dieser Lime. Flieger ond Fahrgast be finden sich in gleichee HAhe anf dee hinler dem Motor beflndlichen Si ї ten f tmd g

DeErfindung at Bicht ib( eme bestimmte Gestalt dee Tragfllche beschrlnkt. Notwendig SS ist but. daO die Drucl-rrat lei punkt bmeu selbst V-(Armig verlsofen.

PaTCNT’ANSPBOCH:

••

Flogieng. dadurch gekenruBchBet. da В die von der Lingsarbse aesgeheoden Aof – nebsdrockpunktbmeB aoSwtrts und rOck – wtns vertaolen Bud der Schwerpnnkt ae – rlbemd їв dem brw. flber dem geometn – *j sebes Schwerpunkt der FIBgei liegt.

Die Patentierung der erfolgrelchen Spinne

Der Eintrag der Fokker Aviatik G. m.b. FL in das Handelsregister des

Подпись: Zu dcr PateniAchnft 2655 1 5Подпись:Amtsbezirks Charlottenburg erfolgte am 6.Februar 1912 und wurde am 22.Februar offendich. Sie wurde von Fokkers hollandischen

Die Patentierung der erfolgrelchen SpinneGeldgebern mit einem Stammkapiral von 20.000,- Reichsmark gegriindet und hatte den Zweck, der Fokker Aeroplanbau G. m.b. FL, wie sich die Firma von anbeginn an in ihrem Briefkopf nannte, den Status einer deutschen Firma zu geben.

Dies geschah, da die deutsche Heeresfiihrung aus

verstandlichen Griinden keine Auftriige an auslandische Unternehmen vergeben wollte. Mit dem 27 Juni 1912 schieden die iibrigen Gesellschafter aus,

Anthony Fokker blieb alleiniger Geschaftsfiihrer der Firma, und am 25. Dezember 1912 erfolgte die Eintragung in das Handelsregister des Amtsbezirks Kopenik als

Fokker Aeroplanbau G. m.b. H. mit einem Stammkapital von nunmehr 300.000,- RM. Die Adresse der Fokker Aeroplanbau G. m.b. H. lautete: Neuer Startplatz, Halle 6. Biiroraume waren in der Parkstrafie IS untergebracht ‘),Die Gesellschafter waren ):

1. Подпись:Anthony Hermann Gerard Fokker, Schwerin, mit

2. Dr. jur. Fokker, Utrecht, mit

3. J. F. Cremer, Sandport, mit

4. Fritz Cremer, Johannisthal, mit

5. A. G.H. Fokker sen, Haag, mit

6. Frau Susanna Alida Fokker, Haag, mit

7. Constand Jakobus Lodewijk van Schmid, Haag, mit

8. Everwijm Levert, Haag, mit Geschaftsfuhrer: A. H.G. Fokker, Schwerin

‘) Hegener: FOKKER / The man and the aircraft, S.16, 1961.

‘) Militargeschichtliches Forschungsamt: Die Militarluftfahrt his zum Bcginn des Wcltkrieges 1914, technischer Band, S.52, 1966. Anlasshch Fokkers Eintrag in das Handelsregister und der damit verbundenen Firmengnindung, benchtete die Inspektion des Militar-Luft und Kraft – Fahrwesens iiber den Ende Februar fertiggestellten Fokker-Eindecker. der sich durch geringes Gewicht, leichte Bedienung und durch leichte und einfache Montage auszeichnete. Auf Grund konstruktiver Mangel in der Konstruktion wurde Fokker aber Ende Februar mitgeteilt, dafi eme Ubemahme des Apparates erst nach der Durchfiihrung der geforderten Verbesserungen in Frage kommen wurde. Dies verdeutlicht auch. dafi, ganz anders als haufig dargestellt, Fokker zu diesem Zeitpunkt keinen besonderen Stellenwert fur die Lieferung von Militarflugzeugen innen hatte.

*) Zentral Archiv Potsdamm. Fotokopie ernes Dokumentes aus dem Archiv von Peter Grosz.

Um lhre Flugzeuge zu Verkaufen, veroffentlichte die Fokker Aeroplanbau auch Werbeanzeigen in verschiedenen Fachzeitschriften. Unten stehend befindet sich die Wiedergabe einer solchen Anzeige.

Die Patentierung der erfolgrelchen Spinne

FOKKER-EINDECKER, ?■££[2]£

Die Patentierung der erfolgrelchen SpinneAeroplanbau

Berlin-Jotiannisitisl,

Parkstrasse 18.

Telep h о n
Oberscndneweide 295.

Подпись: ganzen Welt existierende -stabile Flugzeug,

hat weder Verwindung noch Klappen, Tllcgt miiheios be! jedem Winde.
Дисй selbslfindlge bangsstobilllfit: nutomatlscher Gleitllug, ROchwarlsobgltitcn unmoglich.

Подпись: ■ Я

Die Patentierung der erfolgrelchen Spinne

Sonstlge Vorziige: 1. Grosse Geschwindigkeit: 120—130 km^td.

IJeberzeugen Sle sich durch einen Passaglerflug! TSgllch PIfige in Johannisthol!

"Der Fokker-Eindecker ist besonders bemerkenszcert durch das Fehlen jeglicher Schrdglagensteuerung, so daft zur Fuhrung des Apparates lediglicb das Hohen- und Seitensteuer verwendet wird. Die Stabditat ist in der F/auptsacbe durch die Anordnung der Tragfldchen erzielt, die so tv oh l itn Aufnft (von vome gesehen) schwach nach oben, V-fortmg gekriimmte als auch im GrundnJ.? V-formig nach hinten divergierende Gestalt baben. Weil nun femer die Schtverpunktslage des Apparates relativ hoch ist, so fliegt er aufterordenthch stabil, d. h. er kehrt ohne Steuerbetatigung selbststanaig in die zum Fliegen nchtige Lage zuriick. Die Steuerorgane und die hintereinander liegenden Sitze des Militartyps sind durch eine Alluminium-Karossene derart umkleidet, daft nur ein kleiner Teil des Oberkorpers aus dem Rumpf herausragt. Der ganze Eindecker ist aufterordenthch kurz gebaut, so daft sich die Last zum groftten Teil auf die beiden Rader verteilt, xoodurch die A chterstrebe fur den Schwanz entlastet wird, so daft ein leichtes Wenden auf der Erde moglich und femer einer Bruchgefahr des Schwanzes tunlichst vorgebeugt ist. Bei der Konstruktion ist Hauptwert darauf gelegt, fur einen grofteren Transport moglichst wemge kleine Kisten verwenden zu konnen, daher sind auch die Tragflligel liber zusammenlegbaren Stahlrohrrahmen ausgespannt, die sich samt den Tonkin – Bambusrohr-Rippen in einfachster Weise zusammenlegen lassen. 2).

‘) Deutsche Luftfahrer-Zeitschrift Nr.9: S. VI, 222, vora l. Mai 1912. ‘) Neumann, Paul: Volksbucher der Technik, Flugzeuge, S.22, 1914.